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Emotionale Entwicklung im frühen Kindesalter

Was gibt es alles für Gefuehle   Teil 2 Kinder betrachten die Welt mit ganz anderen Augen: Für sie ist die Welt eine riesige Spielwiese voller spannender und neuer Erfahrungen. Die täglichen neuen Eindrücke gehen mit einer Bandbreite unterschiedlicher Gefühle einher. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist alles dabei. Als Erwachsene sind wir oft erstaunt, mit welcher Intensität Kinder Emotionen durchleben. Das kann es mitunter ganz schön schwierig machen, sich in das kleine Wesen einzufühlen. Doch es lohnt sich, das Kind in seiner emotionalen Entwicklung liebevoll zu unterstützen. Kinder, die über emotionale Kompetenz verfügen, sind selbstbewusster, glücklicher und ausgeglichener. Damit Sie Ihr Kind besser verstehen und gut unterstützen können, werfen wir in diesem Beitrag einen Blick auf die emotionale Entwicklung im frühen Kindesalter.

Was zählt zu den emotionalen Grundfertigkeiten?

Während Fähigkeiten wie zum Beispiel das Laufen lernen in einer bestimmten Altersspanne erworben werden, ist die emotionale Entwicklung ein längerer Prozess: Sie zieht sich durch die gesamte Kindheit. Wesentliche emotionale Grundfertigkeiten erwerben Kinder jedoch in der Regel bis zum sechsten bzw. siebten Lebensjahr. Zu den emotionalen Grundfertigkeiten, über die ein Erstklässler verfügt, zählen:

  • Bewusstsein über die eigenen Gefühle
  • Sprachlicher und mimischer Ausdruck von Gefühlen
  • Umgang mit Emotionen und Emotionsregulation
  • Gefühlsausdrücke anderer erkennen und deuten

Emotionale Entwicklung im Kindesalter - vom ersten bis zum siebten Lebensjahr

Erstes Lebensjahr
Primäre Emotionen wie beispielsweise Freude, Angst oder Überraschung können Babys bereits kurz nach der Geburt zum Ausdruck bringen. Sei es, indem sie weinen oder den Kopf in Richtung Geräuschquelle drehen. Während das Lächeln anfangs noch ein Reflex ist, beginnen viele Babys durchschnittlich im zweiten Lebensmonat mit dem sozialen Lächeln. Sie sehen das Lächeln von Mama und Papa und lächeln zurück - was für eine wunderbare Erfahrung! Das Baby kann jetzt auch schon weitere primäre Emotionen seiner Bezugspersonen deuten und nachahmen. Was die Emotionsregulation anbelangt, sind die Kleinen noch auf viel Trost, Nähe und Wärme von Mama und Papa angewiesen.

Zweites Lebensjahr
Im Durchschnitt beherrschen Kinder zum 18. Lebensmonat 20 bis 50 Wörter. Ab diesem Zeitpunkt lernen Kleinkinder jede Woche bis zu zehn neue Wörter. Mit dem Spracherwerb erweitern sich die Möglichkeiten des Emotionsausdrucks. Kinder können ihre primären Gefühle erstmals benennen und auch bei anderen Menschen erkennen ("Baby weint", "Frau lacht" etc.). In diesem Alter machen Kinder außerdem die ersten sozialen Erfahrungen. Sie lernen zum Beispiel, dass sie nicht schlagen oder treten dürfen, wenn sie wütend sind und dass es soziale Regeln gibt. Ihr Kleinkind kann sich zudem bereits in andere Menschen hineinversetzen. Allerdings vermischt es dabei noch eigene mit fremden Gefühlen.

Drittes Lebensjahr
Ihr Kleinkind ist im berühmten Trotzalter angekommen. Die Trotzphase ist Teil einer normalen Entwicklung und symbolisiert die Abnabelung von den Eltern. Das Trotzalter geht oft mit Gefühlen der Frustration und des Ärgers einher. Ihr Liebling ärgert sich dabei am meisten über sich selbst, wenn etwas nicht so geklappt hat, wie es sich das vorgestellt hat. Die Phase ist jedoch auch geprägt von unbändiger Neugier und Forscherdrang. Gerade in der Trotzphase braucht Ihr kleiner Schatz noch viele Hilfestellungen, um mit den eigenen Emotionen umgehen zu können. Übrigens: Ihr Kind hat jetzt bereits gelernt, seinen Gesichtsausdruck so zu manipulieren, dass es bestimmte Reaktionen beim Gegenüber hervorruft.

Viertes und fünftes Lebensjahr
Im vierten und fünften Lebensjahr können Kinder ihre Gefühle bereits gut benennen und immer besser reflektieren. Sie beginnen vermehrt damit, eigene Strategien für den Umgang mit negativen Gefühlen zu entwickeln. Zu diesen Strategien gehören z.B. das Verlassen des Raumes bei einem Konflikt oder auch Ablenkung. Darüber hinaus sind sie in der Lage, zwischen eigenen und fremden Gefühlen zu unterscheiden. Sie haben bereits eine gut ausgeprägte Empathiefähigkeit, die ihnen dabei hilft, Freundschaften zu schließen. Obwohl Kindergartenkinder ihre Gefühle immer besser regulieren können, brauchen sie in diesem Alter noch häufig Hilfestellungen in Form von Trost und Lösungsvorschlägen. Zudem erleben sie eigene und fremde Gefühle oft noch als widersprüchlich und verwirrend.

Sechstes und siebtes Lebensjahr
In diesem Alter verfügen Kinder in der Regel über die wichtigsten Fähigkeiten, die emotionale Kompetenz ausmachen. Sie sind in der Lage, Freundschaften zu schließen und zu pflegen und sie verfügen über Empathiefähigkeit. Sie können Kompromisse eingehen, mit negativen Gefühlen umgehen, Gefühlsäußerungen flexibel anpassen und kontrollieren. Sie wissen, wann sie ihre Emotionen äußern dürfen und wann es weniger angebracht ist. Natürlich ist jedes Kind individuell und manche benötigen weiterhin Hilfestellungen in diesen Bereichen. Diese Übersicht dient lediglich als Anhaltspunkt und soll Eltern keinesfalls unter Druck setzen! Schließlich vollzieht sich die emotionale Entwicklung über die gesamte Kindheit hinweg.

So unterstützen Sie Ihr Kind in der emotionalen Entwicklung

Nachfolgend finden Sie einige Tipps, wie Sie die emotionale Entwicklung Ihres Kindes sinnvoll unterstützen können:

  1. Sie sind das wichtigste Vorbild für Ihr Kind. Ihr kleiner Schatz orientiert sich maßgeblich an Ihren Verhaltensweisen. Wenn Sie sowohl ihre positiven als auch ihre negativen Gefühle offen zum Ausdruck bringen, schaffen sie ein positives Familienklima. Das Kind lernt, dass alle Gefühle in Ordnung sind.
  2. Egal ob Wut, Angst, Trauer oder Scham - sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Gefühle und nehmen sie diese ernst. Auch negative Emotionen dürfen offen gezeigt werden.
  3. Anstatt Gefühle herunterzuspielen ("Du musst doch deshalb nicht weinen" oder "Stell dich nicht so an") lieber auf Verständnis setzen. Lassen Sie die Gefühle Ihres Kindes zu (auch wenn diese für Erwachsene manchmal unlogisch erscheinen), reflektieren Sie darüber was los war und finden Sie gemeinsam mit dem Kind Strategien zur Emotionsregulation.
  4. Mit pädagogisch wertvollen Spielen, einem Gefühlsbarometer oder Kinderbüchern können Sie Ihrem Kind ebenfalls helfen, seine Gefühle besser zu verstehen und einzuordnen.
  5. Achten Sie darauf, dass Ihr Liebling von Anfang an Kontakt zu Gleichaltrigen hat. So lernt Ihr Kind sich in andere hineinzuversetzen und die Wahrnehmung für fremde Gefühle verbessert sich.