JUMI logo 75 x 100

button jetzt spenden

Mobbing in der Grundschule - was können Eltern tun?

Mobbing   was koennen Eltern tunEltern fühlen sich oft hilflos, wenn das eigene Kind von anderen Schülern gemobbt wird. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was Sie konkret tun können, wenn sich der Verdacht auf Mobbing erhärtet.
Was Mobbing überhaupt ist und wie Sie die Anzeichen erkennen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber "Was ist Mobbing?"

Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind in der Schule gemobbt wird, ist es wichtig, objektiv, geduldig und beharrlich zu bleiben. Fragen Sie behutsam nach und signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es Ihnen alles anvertrauen kann. Sie können das Thema Mobbing direkt ansprechen. Wenn Sie sich erst Mal ein Bild über die Situation machen möchten, können Sie folgende Fragen stellen:

  • Mit wem verstehst du dich gut in der Schule?
  • Wer sind deine Freunde?
  • Mit wem bist du weniger gut/eher nicht befreundet?
  • Gibt es Gruppen in eurer Klasse?
  • Zu welcher Gruppe gehörst du?
  • Gibt es manchmal Streitereien unter den Kindern?
  • Sind das immer wieder dieselben Kinder?
  • Gibt es Außenseiter in der Klasse?
  • Was machen die anderen Kinder, wenn es Streit gibt?
  • Wie verhältst du dich bei einem Konflikt?
  • Was machst du so in den Pausen?
  • Bist du am Schulweg mit anderen Kindern unterwegs oder eher allein?

Das sind einige Fragen, die Sie Ihrem Kind stellen können, um sich ein objektiveres Bild von der Situation zu machen. Natürlich sollen Sie Ihr Kind nicht mit Fragen löchern, sondern stets behutsam vorgehen. Beginnt Ihr Kind zu erzählen, dann geben Sie Ihrem Kind Zeit für seine Schilderungen und hören Sie zu.

Möglicherweise reagiert Ihr Kind auch ausweichend auf die Fragen. Das kann daran liegen, dass manche Kinder sehr von ihren Mitschüler*innen unter Druck gesetzt werden. Eventuell gab es bereits Drohungen wie "Wehe, du erzählst das weiter..." etc. Das Kind hat möglicherweise Angst, dass alles nur noch schlimmer wird, wenn es sich einem Erwachsenen anvertraut.

In diesem Fall ist es hilfreich, wenn Sie Ihrem Kind eine Geschichte von einem anderen Kind erzählen, das bedroht wurde und welches den Schikanen entkommen konnte, indem es sich seinen Eltern anvertraut hat. Zu diesen Themen gibt es tolle Youtube-Videos oder Bilderbücher, die Sie mit Ihrem Kind gemeinsam schauen bzw. lesen können.

Wenn Sie mit Ihrem Kind über das Thema sprechen, ist es wichtig, geduldig und einfühlsam zu bleiben. Bedrängen Sie das Kind nicht. Stellen Sie auch keine  unrealistischen Erwartungen an das Kind wie "Du musst dich halt wehren" oder "Du musst es eben der Lehrerin sagen!". Diese Forderungen stellen Eltern leider oft aus der eigenen Hilflosigkeit heraus. Das wäre jedoch der falsche Zugang zu dem Thema.

Wichtige Tipps für Eltern bei Mobbing-Verdacht

1) Besonders, wenn Sie mit einem Jungen ins Gespräch kommen wollen, kann es hilfreich sein, dies mit einer Aktivität wie einer Fahrradtour oder einem Spaziergang zu verbinden. Das Gespräch läuft oft besser, wenn das Kind in Bewegung ist.

2) Klären Sie Ihr Kind über Mobbing auf: Was ist Mobbing überhaupt? Wie kann sich das äußern und was kann man dagegen tun? Betonen Sie auch, dass die vom Mobbing betroffene Person keine Schuld trifft. Erklären Sie Ihrem Kind, dass jeder zum Mobbingopfer werden kann.

3) In Chats wie auf den Seiten www.mobbing-schluss-damit.de oder www.schueler-gegen-mobbing.de kann sich Ihr Kind mit anderen Betroffenen austauschen. Das steigert das Selbstwertgefühl. Das Kind merkt: Ich bin nicht alleine mit meinem Problem.

4) Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes. Das kann zum Beispiel durch das Zelebrieren von Erfolgen bei Hobbys geschehen oder einfach, indem Sie Ihrem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Das Kind lernt dadurch: Ich werde gesehen.

5) Vermeiden Sie es unbedingt, das Problem über den Kopf des Kindes hinweg zu lösen. Der erste Impuls von betroffenen Eltern ist meist, direkt mit dem mobbenden Kind oder dessen Eltern zu sprechen. Der Impuls ist nachvollziehbar, da man als Elternteil natürlich schockiert über die Handlungen des mobbenden Kindes ist. Allerdings ist das keine gute Lösung und bewirkt oft den gegenteiligen Effekt.

Die Lehrkraft informieren

Einer der wichtigsten Schritte im Kampf gegen Mobbing ist das Informieren der Lehrkraft. Suchen Sie das Gespräch mit der Klassenlehrkraft oder der Schulleitung. Schulen haben die Verpflichtung bei Mobbingfällen einzugreifen. Ihr Kind hat das Recht darauf, sich in der Schule sicher zu fühlen.
Die Lehrkraft, die Schulleitung oder auch der Schulpsychologe oder der Schulsozialarbeiter können weitere Maßnahmen ergreifen. Die Schule muss ein eindeutiges Zeichen setzen, dass Mobbing nicht geduldet wird. Das ist nicht nur im Sinne des Opferschutzes wichtig, sondern auch für die Weiterentwicklung von Täter*innen von Belang.

Laut Mobbingforschung nehmen Eltern des Täters Ihr Kind häufig in Schutz und legitimieren dadurch das Verhalten. Oder Sie bestrafen Ihr Kind, wodurch es lernt, dass es richtig ist, mit anderen streng umzugehen. Beides trägt zu weiterer Viktimisierung bei. Auf lange Sicht kann Mobbing nur von Seiten der Schule gelöst werden. Wenden Sie sich daher unbedingt an den Klassenlehrer. Die Lehrer wissen, wie sie in solchen Fällen vorgehen müssen. Sie arbeiten beispielsweise mit dem "No Blame Approach" oder organisieren Workshops zu dem Thema.

Wichtig: Wenn Sie das Gespräch mit dem Klassenlehrer suchen, dann achten Sie darauf, dass Sie nicht von den Klassenkameraden Ihres Kindes gesehen werden. Gehen Sie also besser nicht während der Pause in die Schule. Bekommen die mobbenden Kinder etwas von den Gesprächen mit den Lehrkräften oder der Schulleitung mit, kann das zu weiteren Quälereien führen. Verzichten Sie auch auf Vorwürfe gegen die Schule. Leider sind Lehrern ihren Schülern zahlenmäßig weit unterlegen, weshalb sie von den Mobbing-Handlungen oft nichts mitbekommen. Zudem achten Täter meist darauf, dass die Schikanen von der Lehrkraft unbemerkt bleiben. Vorwürfe sind hier nicht zielführend und könnten möglicherweise zu einer Abwehrhaltung der Verantwortlichen führen.

Tipps für das weitere Vorgehen

Die Maßnahmen, die die Lehrkraft setzt, können bereits eine erste Entlastung mit sich bringen. Allerdings muss das nicht immer der Fall sein. Bleiben Sie beharrlich und überprüfen Sie, ob die gesetzten Maßnahmen tatsächlich wirken. Mit einem einzigen Gespräch ist es daher nicht getan. Signalisieren Sie Ihrem Kind: "Wir kämpfen solange, bis du dich wieder sicher in der Schule fühlen kannst." Solange die Sicherheit Ihres Kindes nicht gegegeben ist, ist es auch durchaus gerechtfertigt, Ihr Kind zu Hause zu behalten. Erst wenn die Schule wirksame Schritte unternimmt, kann das Kind wieder zur Schule gehen.

Gern helfen wir ihnen in unseren Beratungsstellen persönlich weiter. Hier können Sie mit uns Kontakt aufnehmen.