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Ein Schütteltrauma hat meist schwerwiegende Folgen

schuetteltrauma baby 2Die Folgen eines Schütteltraumas dürfen keinesfalls unterschätzt werden. Mehr als die Hälfte aller geschüttelten Kinder bleibt entweder ein Leben lang schwer behindert, ist blind oder weist Krampfleiden auf. Jedes dritte Kind stirbt. Das liegt daran, dass das Gehirn des Babys noch sehr leicht verletzbar ist. Das als "Shaken baby"-Syndrom bekannte Verletzungsmuster tritt speziell bei sehr kleinen Kindern auf. Aufgrund der noch schwach ausgeprägten Nackenmuskulatur hat der Säugling kaum Kontrolle über seinen Kopf. Gleichzeitig ist der Kopf im Vergleich zum Körper sehr groß. Beim Schütteln wirken aufgrund dieser speziellen Anatomie enorme Kräfte auf das Baby ein. Erschwerend hinzu kommt, dass die Markscheide (Schutzhülle der Nerven) von Babys noch nicht vollständig ausgebildet ist. Das Gewebe im Gehirn ist somit viel weicher und anfälliger für Verletzungen. Zahlreiche Strukturen im Kopf können Schaden nehmen.

Das Gefährliche daran: Obwohl möglicherweise Nervenbahnen und Blutgefäße geschädigt wurden, zeigt sich das Schütteltrauma äußerlich nur sehr unspezifisch - z.B. durch Müdigkeit oder Atemnot. Unter der Schädeldecke kann es jedoch zu schweren Blutungen kommen. Auch am Rückenmark können Blutergüsse auftreten. Expert:innen gehen davon aus, dass die größten Schäden im Bereich des Hirnstamms entstehen. Dort befinden sich auch die Nervenzellen, die das Atemzentrum bilden. Von hier aus wird also die Atmung des Kindes gesteuert. Sind Zellen in diesem Bereich verletzt, setzt diese sofort aus.

Eltern sind sich der Folgen häufig nicht bewusst

Viele Eltern, die ihr Kind geschüttelt haben, denken, dass sie damit nichts Schlimmes anrichten können. Eltern oder Bezugspersonen, die aufgrund eines Schütteltraumas vor Gericht standen, sagen häufig, dass ihnen nicht klar war, welch gravierenden Folgen ein Schütteltrauma nach sich zieht. Das liegt u.a. daran, dass man einem Kind ein Schütteltrauma nicht unbedingt ansieht - im Gegensatz zu einem blauen Fleck nach einen Schlag.

Besonders fatal daran: Eltern verspüren häufig Scham und Schuldgefühle aufgrund Ihres Verhaltens und möchten die Tat oft verschleiern. Kommt das Kind dann aufgrund von Abgeschlagenheit, Erbrechen oder Unruhe in Behandlung, geht der behandelnde Arzt eher von einem Infekt aus.

Stirbt das Kind und hat der:die Ärzt:in den Verdacht, dass das Kind an den Folgen eines Schütteltraumas gestorben ist (z.B. erkennbar an geplatzten Adern in den Augen oder Hämatomen), kann eine Obduktion angeordnet werden. Hinweise auf eine Misshandlung können MRT-Bilder von inneren Blutungen im Kopf geben. Ärzte vermuten, dass in fünf Prozent der Fälle, in denen der plötzliche Kindstod diagnostiziert wurde, in Wirklichkeit Schütteltraumen die Todesursache waren. Allerdings werden diese Kinder nicht immer von einem Pathologen untersucht.

So kann die Diagnose gesichert werden

Da beim Schütteltrauma oft keine sichtbaren Blutergüsse oder Prellmerkmale am Körper oder an den Armen festgestellt werden können, ist die Diagnose schwierig, wenn Eltern oder Betreuungspersonen nicht geständig sind. Für den:die Ärzt:in ist daher die Beschreibung des erstmaligen Auftretens der Beschwerden sowie eventuelle Beobachtungen des Tathergangs von Dritten wichtig. Mit diesen Untersuchungen kann die Diagnose gesichert werden:

  • Fundoskopie/Ophthalmoskopie (Spiegelung des Augenhintergrundes): Blutungen können bei vorausgegangenem Schütteltrauma im Augapfel sowie in der Netzhaut festgestellt werden.
  • Magnetresonanztomographie: Blutungen im Gehirn werden sichtbar
  • Computertomographie: Sowohl Blutungen unter der Schädeldecke als auch Hirnverletzungen können durch die CT sichtbar gemacht werden

Behandlungsmaßnahmen

Ein Schütteltrauma muss unverzüglich behandelt werden. Beim Schütteltrauma handelt es sich um eine frühkindliche Misshandlung, die ein intensives Rehabilitationsprogramm erfordern. Nerven- und kinderärztliche Betreuung sowie heilgymnastische Maßnahmen sind erforderlich. Natürlich müssen zusätzlich Betreuungspersonen abgeklärt und behandelt werden. Die meisten Täter handeln aus Überforderung und benötigen selbst Hilfe.

Wo bekommen Eltern Hilfe?

Einer der wichtigsten Ziele dieses Ratgebers ist es, überforderten Eltern eine Hilfestellung zu bieten und Schütteltraumen zu verhindern. Wenn Ihr Kind viel und häufig schreit oder gar ein Schreibaby ist, kann das Hilflosigkeit, Frustration und auch Wut verursachen. Gerade in den ersten Lebensmonaten sind Schreianfälle für Eltern oft nicht vorhersehbar und nachvollziehbar. Lässt sich das Kind dann nicht beruhigen, kann das eine starke Belastung darstellen.

Erste-Hilfe-Maßnahme: In solchen Fällen ist es äußerst wichtig, die Nerven zu bewahren. Wenn Sie das Gefühl haben, gleich die Beherrschung zu verlieren, dann verlassen Sie den Raum sofort und lassen das Baby schreien. Gehen Sie an einen sicheren Rückszugsort und atmen Sie ein paar Mal tief ein und aus. Nähern Sie sich Ihrem Baby erst wieder, wenn Sie sich vollständig beruhigt haben. Verständigen Sie Verwandte, Freunde oder Nachbarn und bitten Sie um Hilfe. Diese können die Aufsicht über das Baby für einige Zeit übernehmen. Wenn niemand die Aufsicht übernehmen kann, ist es dennoch wichtig, den Raum zu verlassen, um erst einmal runterzukommen. Sehen Sie dennoch alle paar Minuten nach dem Baby.

Gerade wenn das eigene Kind ein Schreibaby ist oder auch wenn die Eltern noch unerfahren sind oder Mehrfachbelastungen ausgesetzt sind, ist es wichtig, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. In sogenannten Schreiambulanzen wird Eltern mit Schreibabys gezielt geholfen. Schreiambulanzen bieten telefonische Nothilfe, Kurse zum Umgang mit Schreibabys sowie Behandlungen von frühkindlichen Regulationsstörungen.

Selbstverständlich können Sie auch Kinderärzte, Psychologen oder Familien- und Erziehungsberatungsstellen aufsuchen. Auch wenn Ihr Kind laut Definition kein Schreibaby ist, können die ersten Lebensmonate für noch unerfahrene Eltern sehr belastend sein. Vor allem, wenn es Mehrfachbelastungen (finanzielle Schwierigkeiten, Suchtproblematiken, postpartale Depressionen) gibt. Wenden Sie sich in solchen Fällen unbedingt an Fachpersonal. Dieses kann Ihnen sehr gut weiterhelfen.

Schreiambulanzen in Sachsen

Helios Parkklinikum Leipzig

Sprechstunde und Tagesklinik für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern

Kompetenzzentrum „Frühe Interaktionsstörung“ (FIS)

Morawitzstr. 2

04289 Leipzig

SOS-Kinderdorf Lausitz
 / Schreisprechstunde

Poznaner Straße 1

03048 Cottbus

La Mama Beratungspraxis / 
Schreibaby-Ambulanz

Ansprechpartnerin: Antje Stock

Am Becherberg 7

08340 Schwarzenberg

Schreibaby-Ambulanz Dresden

Anke Borisch & Almut Heitmann

Iglauer Str. 14

01279 Dresden

Stillpraxis Elisabeth Kurth

Schreikindersprechstunde

Augustunsweg 46

01445 Radebeul

Telefon: 0341 / 8641302
Web: https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/leipzig-park-klinikum/termin-vereinbaren/detail/sprechzeit/show/sorgen-kinder-eltern-sorgen-sprechstunde-fuer-familien-mit-babys-und-kleinkindern/
Kostenpflichtig: Nein (nach unserem derzeitigen Wissensstand)

Telefon: 0355 - 525700

Web: https://www.sos-kinderdorf.de/kinderdorf-lausitz/
Kostenpflichtig: Nein (nach unserem derzeitigen Wissensstand)

Telefon: 03774 - 24331

Mail: info@la-mama.de

Web: www.la-mama.de
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Telefon: 0163 - 7036607

Mail: borisch@schreibaby-ambulanz-dresden.de
Web: https://www.schreibaby-ambulanz-dresden.de


Kostenpflichtig: Ja (nach unserem derzeitigen Wissensstand)

Telefon: 0351 - 8303478

Mail: kurth@stillpraxis.de
Web: https://www.stillpraxis.de
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