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KiSS-Syndrom - Ursachen und Auslöser

2. Anatomische Grundlagen und die Frage nach den Ursachen

Kiss Syndrom   Ursachen und AusloeserUm die anatomischen Grundlagen des KiSS-Syndroms zu verstehen, sind fundierte Kenntnisse über die Funktion und den Aufbau der Halswirbelsäule unerlässlich. Die gesamte Stabilität der Wirbelsäule und gleichermaßen die Beweglichkeit des Kopfes hängen von den Kopfgelenken ab. Vor allem die oberen beiden Halswirbel (C1 und C2) sind für ihre besondere Anfälligkeit im Bezug auf Fehlstellungen des Kopfes bekannt. Die wichtigsten Gründe dafür sind einerseits die spezifische Form und andererseits die hohe Funktionalität. Die beiden Wirbel sind maßgeblich für die korrekte Kopfposition im Hinblick auf die Wirbelsäule verantwortlich. Eine Fehlstellung in diesem Bereich kann weitreichende Folgen haben. Umso wichtiger ist es, die Ursachen für ein KiSS-Syndrom genau zu analysieren und zu verstehen.

2.1. Struktur und Funktion der oberen Halswirbelsäule

Die obere Halswirbelsäule besteht aus zwei Wirbeln, die als Atlas (C1) und Axis (C2) bezeichnet werden. Die besondere anatomische Struktur der beiden ist von entscheidender Bedeutung für die gesamte Funktion und Stabilität.

Der Atlas ist ringförmig und hat die Aufgabe, den Schädel (Occiput) zu tragen. Er zeichnet sich durch eine hohe Beweglichkeit aus. Dem gegenüber dient der Axis mit seiner zylindrischen Form als eine Art Drehachse für den Atlas. Durch dieses Zusammenspiel ist der Kopf sowohl stabil in seiner Position als auch beweglich in die verschiedenen Richtungen. Bänder und Gelenke sind im Bereich der Halswirbelsäule relativ empfindlich. Fehlhaltungen können hier ebenso zu Beeinträchtigungen führen wie Verletzungen. Dies ist für das betroffene Kind mit Schmerzen verbunden und häufig auch mit Einschränkungen bei der motorischen Kontrolle sowie der sensorischen Wahrnehmung. Das damit einhergehende Ungleichgewicht kann auf lange Sicht zu massiven Folgen führen, nicht nur für die körperliche, sondern auch für die neurologische Entwicklung des Kindes. Die generelle Vielzahl an Symptomen zeigt hier, dass es nicht allein um ein rein muskuläres Problem geht.

2.2. Potenzielle Auslöser während des Geburtsvorgangs

Als ein möglicher Auslöser der Entstehung des KiSS-Syndroms gilt der Geburtsvorgang. Hier sind verschiedene physiologische und auch mechanische Faktoren wirksam, die in der Regel als mögliche Verursacher des Syndroms betrachtet werden. Die unterschiedlichen Positionen, die ein Baby während der Geburt einnehmen kann, gehören ebenso dazu wie Hilfsmittel, die in manchen Fällen zur Unterstützung verwendet werden (z. B. Saugglocke oder Geburtszange). Auch ein insgesamt komplizierter Geburtsverlauf oder eine besonders lange Geburt kann mitunter zu einer Belastung der kindlichen Halswirbelsäule führen. Sehr häufig bleibt eine solche Fehlstellung, die im weiteren Verlauf die Entwicklung des Bewegungsapparates eines Kindes stark beeinträchtigen kann, zunächst unentdeckt. Je nach Bewegungsaffinität des Babys kann es längere Zeit dauern, bis typische Symptome wahrgenommen und als solche erkannt werden. Wie bei den meisten Störungsbildern ist eine möglichst frühzeitige Diagnose hilfreich, damit zeitnah therapeutische Interventionen eingeleitet werden können.
Gleichzeitig dürfen frühe Symptome auch nicht überinterpretiert werden und als eindeutige Begründung für spätere Auffälligkeiten herangezogen werden. Der Umstand, dass es keine wissenschaftlichen Untersuchungen gibt, die einen direkten Zusammenhang belegen können, erschwert die Situation.

2.3. Genetische und entwicklungsbedingte Faktoren

Eine Reihe von genetischen Faktoren kann die Anfälligkeit für strukturelle Anomalien im Bereich der Halswirbelsäule erhöhen. Dazu zählen primär Mutationen in bestimmten Genen, die an der Entwicklung des Wirbelsäulensystems und des Skeletts beteiligt sind. Veränderungen an dieser Stelle können zur Störung einer gesunden Wirbelsäulenentwicklung führen und dadurch Fehlstellungen zur Folge haben. Darüber hinaus gibt es genetische Prädispositionen, die zu muskulären Disbalancen führen und die Stabilität sowie die allgemeine Beweglichkeit der Wirbelsäule einschränken.
In der frühkindlichen Entwicklung gibt es ebenfalls verschiedene Faktoren, die auf die Entstehung des KiSS-Syndroms Einfluss nehmen. Ein über lange Zeit falsches Halten des Kindes gehört ebenso dazu wie Einschränkungen beim Erlernen der motorischen Fähigkeiten. Werden Kinder nicht ausreichend unterstützt und gefördert bei ihrer motorischen Entwicklung, besteht die Möglichkeit, dass sie wichtige Bewegungsmuster fehlerhaft oder gar nicht erlernen. Verfestigt sich dies, kann mit der Zeit eine asymmetrische Haltung entstehen.