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Symptome einer Lese-Rechtschreibstörung

Teilleistungsschwächen Symptome LRSDie Symptome einer Legasthenie haben ihren Ursprung hauptsächlich in der Wahrnehmung der Kinder. Vor der Einschulung haben Kinder gelernt, Dinge, die sie wahrnehmen zu generalisieren. Ein Hund ist ein bellendes, behaartes Wesen mit vier Beinen, einer Schnauze und einem Schwanz. Nur wenn Kinder alles in Kategorien mit Hauptmerkmalen teilen, ist Sprache erlernbar. Erst im Laufe des Heranwachsens wird Sprache je nach Vorlieben, Kultur und Spezialisierung differenzierter.

Mit der Einschulung werden Kinder mit einem Buchstabensystem konfrontiert, das das komplettes Gegenteil zu der bisherigen Generalisierung ist. Buchstaben unterscheiden sich minimal voneinander. Ein kleiner Bogen nach rechts (b) oder nach links (d) ergibt einen anderen Laut und ein anderes Wort. Gespiegelt werden daraus weitere Buchstaben (p und q).

Im Schulalter ist die Wahrnehmung der Kinder soweit entwickelt, dass sie das Lesen und Schreiben erlernen können. Sie lernen neben der Generalisierung, dass es bei Buchstaben auf Feinheiten ankommt. Sogar unterschiedliche Schriften können sie lesen, da sie die Hauptmerkmale für jeden Buchstaben erlernen (d = langer senkrechter Strich, Bogen nach links). Beim Erlernen von Lesen und Schreiben machen alle Kinder ähnliche Fehler. Kinder, die eine Lese-Rechtschreibstörung haben,
machen diese Fehler häufiger und länger. Welche Fehler Legastheniker machen, ist individuell.
Symptome können früh beim Leselernprozess erkannt werden. Legastheniker haben länger Probleme, die einzelnen Buchstaben zu Lauten und Wörtern zusammenzuschleifen. Sie quälen sich damit, Wörter zu lautieren oder buchstabieren und kommen so in keinen Lesefluss. Sie verlieren die Zeile oder das
Wort, so dass ihr Lesetempo verlangsamt bleibt. Später erkennen Kinder mit Lese-Rechtschreibstörung wie ihre Klassenkameraden Buchstabengruppen (sch, er, ge). Um ihre Defizite beim Lesen zu kaschieren, erraten sie Wörter, statt sie zu erlesen. Begünstigt wird diese Strategie durch die Bebilderung von Erstlesetexten. Die Schüler schließen von den Bildern auf den Inhalt des Textes. Manche Schüler sind darin so kompetent, dass ein Hörer nur durch Mitlesen merkt, dass Wörter erraten werden. Fehlerquellen beim Lesen sind bei Legastheniker außerdem das Auslassen, Vertauschen und Hinzufügen von Buchstaben oder ganzen Wörtern. Den Legasthenikern
fällt nicht auf, wenn Sätze keinen Sinn ergeben. Grammatikfehler, die durch das Verschlucken von Endungen entstehen, werden ebensowenig bemerkt. Insgesamt fehlt es den Lesevorträgen an Rhythmus, Betonung und Interpunktion.

Da Schüler mit Lese-Rechtschreibstörung sich auf den Leseprozess konzentrieren, erfassen sie nur unzureichend den Inhalt des Textes. Verständnisfragen können sie nicht beantworten. Ihre Augen ermüden beim Lesen schnell. Korrespondierend zum Leseprozess ergeben sich ähnliche Probleme beim Erlernen des Schreibens.
Legastheniker brauchen länger beim Einprägen der Buchstaben. Visuell ähnliche Buchstaben vertauschen oder spiegeln sie. Sie machen viele Fehler bei Diktaten und beim Abschreiben. Geübte Wörter werden immer wieder in unterschiedlichen Kombinationen falsch geschrieben. Beim Schreiben häufen sich Buchstabenauslassungen/-vertauschungen, Grammatik- und Interpunktionsfehler.

Rechtschreibstrategien (Großschreibung, Dopplung, Auslautverhärtung) werden erlernt, können aber nicht angewendet werden. Die Handschrift ist unleserlich, wobei mit zunehmenden Alter dies als Strategie angewendet werden kann, um Rechtschreibfehler zu verschleiern. Die Schreibhand ermüdet schnell. Diese Schwierigkeiten treten vor allem im Fachbereich Deutsch auf. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass Textaufgaben oder Lesen von Sachtexten in anderen Fächern große Herausforderungen für Legastheniker bergen.